Amazon und die erweiterte Herstellerverantwortung
So kommen Sie an eine EPR-Nummer
Einige Händlerinnen und Händler, die auf Amazon ihre Produkte verkaufen, erhalten in letzter Zeit eine Mail, die für große Verunsicherung sorgt. Die Mail ist in englischer Sprache verfasst und fordert die Händler auf, ihre EPR-Registrierungsnummer mitzuteilen, da sie von Amazon als Hersteller identifiziert wurden.
Extended Producer Responsiblity, kurz „EPR“, ist gerade in aller Munde. Betroffen sind dabei vor allem Händler, die alle Arten von Verpackungen, Elektro- und Elektronikgeräte sowie Batterien in Verkehr bringen. Da uns vermehrt Anfragen zu diesem Thema erreichen, klären wir Sie darüber auch, wie Sie an eine EPR-Nummer kommen.
Was bedeutet EPR?
Die Abkürzung EPR steht für „Extended Producer Responsibility“, zu Deutsch: erweiterte Herstellerverantwortung. Sie besagt, dass Hersteller für ihre Produkte verantwortlich sind. Angefangen von der Gestaltung, über den Vertrieb, bis hin zur Rücknahme und daraus folgend eine sachgemäße Entsorgung oder Wiederverwertung. Das Ziel der erweiterten Herstellerverantwortung ist es, die Umweltbelastungen, die der gesamte Produktlebenszyklus verursacht, so gering wie möglich zu halten.
Wer ist EPR-Registrierungspflichtig?
Als EPR-registrierungspflichtiger Hersteller gelten Sie, wenn Sie:
- ein Produkt herstellen, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt
- ein Produkt importieren, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt
- ein Produkt verkaufen, das unter die EPR-Bestimmungen im jeweiligen Land fällt, und Sie nicht in diesem Land ansässig sind.
Was viele nicht wissen ist, dass, selbst wenn Sie kein Hersteller sind und dennoch Produkte verkaufen, die unter die EPR Bestimmungen fallen, Sie eine EPR-Registrierungsnummer anfordern müssen. Diese Anforderung wird an den Vorlieferanten gestellt.
Sollte ein Produkt noch nicht registriert sein, müssen Sie selbst eine Registrierung für das entsprechende Produkt vornehmen.
Solange Produkte nicht registriert sind, darf es nicht in Verkehr gebracht werden.
Für welche Produkte braucht man in Deutschland eine EPR-Nummer?
EPR-registrierungspflichtige Produktkategorien sind folgende:
- Elektro- und Elektronikgeräte (EEE)
- Batterien und Akkumulatoren
- Verpackungen
Was verstehen Marktplätze unter einer EPR-Registrierungsnummer?
Mit der EPR-Registrierungsnummer ist eine der bestehenden Registrierungsnummern bei einer der offiziellen EPR-Organisationen gemeint. In Deutschland gelten folgende Registrierungsnummern als EPR-Konformitätsnachweis:
- WEEE-Registrierungsnummer für Elektro- und Elektronikgeräte (EEE)
- Batterie-Registrierungsnummer für Batterien & Akkumulatoren
- Registrierungsnummer für alle Arten von Verpackungen
So weisen Sie Amazon Ihre ERP-Registrierung nach
Als EPR-Konformitätsnachweis gilt die Registrierungsnummer für Verpackungen (LUCID), die WEEE-Registrierungsnummer, sowie die Registrierungsnummer nach dem Batteriegesetz. Betroffene Händler müssen also diese Nummern als ERP-Registrierungsnummer angeben.
Amazon selbst will einen Link zum Hochladen der Registrierungsnummer bereitstellen. Betroffenen Händlern drohen bei Nichtbeachtung der Registrierungspflicht Sanktionen: So dürfen nicht registrierte Produkte nicht mehr vertrieben und versendet werden. Wird dagegen verstoßen, drohen Herstellern und Händlern, aber auch den Plattformbetreibern und Dienstleistern Bußgelder und Abmahnungen.
Sie sind immer noch unsicher? Wir helfen Ihnen gerne bei allen Fragen zur EPR-Nummer!
Österreich: Online-Handelsplattformen haften ab 2023 für Verpackungsmüll der Händler und Hersteller
Ab 1. Januar 2023 müssen in Österreich erstmals Betreiber von elektronischen Marktplätzen (Plattformen) in ihren Verträgen mit Handelsbetrieben und Herstellern sicherstellen, dass diese die gesetzlichen Vorgaben zu Sammlung und Verwertung von Verpackungen, Einwegkunststoffprodukten, Elektroaltgeräten sowie Gerätebatterien einhalten. Als Grundlage dafür dient die geplante Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes (AWG). Als mögliche Strafen für die Nichtbeachtung stehen 8400 Euro im Raum.
Wer ist betroffen?
Sogenannte Fulfillment-Dienstleister, die für ausländische Hersteller die Dienstleistung der Lagerhaltung, der Verpackung, der Adressierung oder des Versandes anbieten (ausgenommen Post-, Paketzustell- oder sonstige Frachtverkehrsdienstleister), müssen dies sicherstellen. Erfolgt dies nicht, muss der Betreiber des Marktplatzes (z.B. Amazon, eBay) den jeweiligen Hersteller oder Handelsbetrieb von der Nutzung der Plattform ausschließen oder der Fulfilment-Dienstleister hat diese Dienstleistung zu unterlassen.
Regelungen wurden bisher umgangen
Vor allem Webshops aus dem asiatischen Raum nahmen bisher oft an keinem Sammel- und Verwertungssystem teil und entrichteten somit auch kein Entpflichtungsentgelt. Die daraus folgende Umverteilung habe fast ausschließlich österreichische Händlerinnen und Händler belastet, nun werde mehr Fairness im Wettbewerb hergestellt.