Die EU-Textilstrategie: Harmonisierung der Erweiterten Herstellerverantwortung für Nachhaltigkeit in Europa
Die Europäische Union hat entschlossen gehandelt, um die Umweltauswirkungen der Textilindustrie zu minimieren. Die EU-Textilstrategie, die im Rahmen dieser Bemühungen entwickelt wurde, zielt darauf ab, die Herstellerverantwortung für den gesamten Lebenszyklus von Textilprodukten zu stärken und eine nachhaltige Bewirtschaftung von Textilabfällen zu fördern. In diesem Artikel werfen wir einen neutralen Blick auf die Nachhaltigkeit der Textilindustrie und konzentrieren uns besonders auf die ehrgeizigen Pläne der EU zur Harmonisierung der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien in allen Mitgliedstaaten.
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Für Schnell-Leser
Die EU-Textilstrategie hat das Ziel, die Umweltauswirkungen der Textilindustrie zu minimieren. Durch verbindliche Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien in allen Mitgliedstaaten werden Hersteller dazu verpflichtet, die Kosten für die Bewirtschaftung von Textilabfällen zu tragen. Ab 2025 wird eine systematische getrennte Sammlung von Textilien in den Mitgliedstaaten eingeführt, und die Strategie unterstützt die Entwicklung innovativer Technologien. Des Weiteren bekämpft sie die illegale Ausfuhr von Textilabfällen und setzt sich für die Reduzierung von Lebensmittelverschwendung ein. Die EU-Textilstrategie fördert somit eine nachhaltigere Textilindustrie in Europa.
Was ist die Vision hinter der EU-Textilstrategie?
Die EU-Textilstrategie verfolgt eine klare Vision bis zum Jahr 2030. Gemäß dieser Vision sollen alle Textilerzeugnisse, die in der EU auf den Markt kommen, langlebig, reparierbar und recyclingfähig sein. Sie sollen größtenteils aus Recyclingfasern bestehen und keine gefährlichen Stoffe enthalten. Die Herstellung dieser Produkte soll unter strikter Einhaltung der sozialen Rechte erfolgen. In dieser Zukunftsvision wird die sogenannte „Fast Fashion“ – die schnelle, kurzlebige Mode – als veraltet betrachtet. Stattdessen setzen Verbraucherinnen und Verbraucher vermehrt auf hochwertige Textilien, die länger halten.
Rentable Dienste für Wiederverwendung und Reparatur sollen weit verbreitet sein. In einem Wettbewerbsumfeld, das von einem widerstandsfähigen und innovativen Textilsektor geprägt ist, übernehmen Hersteller entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Verantwortung für ihre Produkte. Kreislauffähige Kleidung wird zur Norm, begleitet von ausreichenden Recyclingkapazitäten, während Kleidungsabfälle so selten wie möglich verbrannt oder auf Deponien entsorgt werden. Diese Vision bietet einen klaren Leitfaden für die Bemühungen der EU, die Textilindustrie nachhaltiger zu gestalten und die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft zu minimieren.
Wie nachhaltig ist die Textilindustrie?
Die Textilindustrie ist global bekannt für ihren hohen Ressourcenverbrauch und die schwerwiegenden Umweltauswirkungen. Allein in der Europäischen Union fallen jährlich 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle an, wovon 5,2 Millionen Tonnen auf Kleidung und Schuhe entfallen. Bedauerlicherweise werden nur 22 Prozent dieser Abfälle ordnungsgemäß getrennt gesammelt und einer Wiederverwendung oder einem Recycling zugeführt, während der Großteil in Müllverbrennungsanlagen oder Deponien landet.
Die EU-Textilstrategie in der Praxis
Die EU hat eine weitreichende Textilstrategie entwickelt, um diese drängenden Probleme anzugehen. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die Einführung verbindlicher Regelungen zur erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien, die in allen Mitgliedstaaten einheitlich gelten sollen.
Gemäß diesen Regelungen werden Hersteller dazu verpflichtet, die Kosten für die Bewirtschaftung von Textilabfällen zu tragen, um Anreize für die Entwicklung abfallreduzierender Produkte zu schaffen. Die Höhe der Kosten ist an die Umweltauswirkungen der Textilien gekoppelt, was als „Ökomodulation“ bekannt ist.
Ab dem Jahr 2025 sollen die Mitgliedstaaten systematisch Textilien getrennt sammeln, wobei die finanziellen Beiträge der Hersteller in die Schaffung von Kapazitäten für Sammlung, Sortierung, Wiederverwendung und Recycling fließen sollen. Zusätzlich unterstützt die Strategie die Erforschung innovativer Technologien für die Textilindustrie, darunter das vielversprechende Faser-zu-Faser-Recycling.
Was bedeutet Ökomodulation?
Die Ökomodulation ist ein zentrales Konzept in der EU-Textilstrategie. Sie bezieht sich auf die Idee, dass die Kosten, die Hersteller für die Bewirtschaftung von Textilabfällen tragen müssen, von den Umweltauswirkungen der hergestellten Textilien abhängen sollten. Mit anderen Worten, je umweltschädlicher ein Produkt ist, desto höher sind die Kosten, die der Hersteller für seine Entsorgung und Recycling tragen muss. Dieses Konzept soll Hersteller dazu anspornen, umweltfreundlichere Textilprodukte zu entwickeln, da sie dann geringere Entsorgungskosten haben. Die Ökomodulation ist ein wichtiger Schritt zur Förderung der Nachhaltigkeit in der Textilindustrie und zur Reduzierung von Abfall.
Maßnahmen gegen illegale Ausfuhr und Lebensmittelverschwendung
Ein weiteres wichtiges Ziel der EU-Textilstrategie besteht darin, die illegale Ausfuhr von Textilabfällen zu bekämpfen. Hierfür werden klare Kriterien zur Unterscheidung von wiederverwendbaren Textilien und Abfällen festgelegt, um sicherzustellen, dass Textilabfälle umweltgerecht behandelt werden und nicht in Länder exportiert werden, die dafür nicht ausgerüstet sind.
Die Strategie umfasst zudem spezielle Maßnahmen zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung, die in einem separaten Dokument detaillierter erläutert werden.
Professionelle Beratung und Unterstützung rund um die EPR für Textilien
Die EU-Textilstrategie markiert einen entscheidenden Schritt hin zu einer nachhaltigeren Textilindustrie. Sie stärkt die Herstellerverantwortung, fördert die Kreislaufwirtschaft und setzt sich aktiv gegen illegale Abfallausfuhr ein. Die nächste Herausforderung besteht nun darin, die Umsetzung dieser Strategie sorgfältig zu überwachen und sicherzustellen, dass die Textilindustrie tatsächlich nachhaltiger wird. Die Harmonisierung der erweiterten Herstellerverantwortung in allen Mitgliedstaaten ist dabei ein zentraler Baustein auf diesem Weg.
Obwohl es noch keine europäische Textilverordnung gibt, haben einige europäische Länder die Vorreiterrolle übernommen, indem sie erste Schritte unternommen und die EPR für Textilien in ihre nationalen Gesetze integriert haben.
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