Produktverantwortungsmodelle für Textilien
Kleidung, Schuhe und Co. – Textilien, die zu unserem täglichen Leben gehören. Allerdings, so belegen es vielerlei Studien und Analysen, ist der Textilverbrauch innerhalb der EU beachtlich und hat maßgebliche Auswirkungen auf den Klimawandel sowie auf die Nutzung wichtiger Ressourcen wie Wasser und Flächen. Dazu kommt: Bisher gab es keinen zentralen, rechtlichen Rahmen für das Sammeln, Sortieren, Wiederverwenden und Verwerten von Alttextilien in Europa und Deutschland. Das sollen die Produktverantwortungsmodelle für Textilien ändern – mit dem Ziel, die Hersteller von Textilprodukten entlang der gesamten Wertschöpfungskette in die Verantwortung zu nehmen.
Schon im März 2022 wurde die EPR ProTex angestoßen. Bisweilen analysierten die Initiatoren verschiedene Produktverantwortungsmodelle für Textilien. Inzwischen veröffentlichte das Umweltbundesamt den 200 Seiten starken Abschlussbericht der EPR für Textilien. Das Fazit: Das „Herstellergetragene Modell“ ist die wahrscheinlich beste Lösung, gefolgt vom „Systeme im Wettbewerb“.
Was aber bedeuten die EPR-Modelle für Textilien genau für Händler? Das haben wir uns in diesem Beitrag einmal näher angesehen.
Für Schnell-Leser
Im Zuge der im März 2022 veröffentlichten EU-Textilstrategie wird von den Herstellern gefordert, eine umfassende Verantwortung für ihre Produkte über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg zu übernehmen. Diese Strategie zielt darauf ab, die erweiterte Herstellerverantwortung (EPR) in der Textilbranche EU-weit zu harmonisieren und in der überarbeiteten Abfallrahmenrichtlinie zu verankern. Dieser Ansatz soll die Nachhaltigkeit in der Textilproduktion und -nutzung steigern. Das Forschungsprojekt zur erweiterten Herstellerverantwortung ProTex konzentriert sich darauf, spezifische Produktverantwortungsmodelle für Textilien für Deutschland zu entwickeln und zu bewerten. Die Einführung der EPR-Modelle für Textilien beabsichtigt, einen Rahmen zu schaffen, der die Produzenten dazu verpflichtet, ihre Ressourceneffizienz zu verbessern und die Entstehung von Abfällen zu verringern.
Warum Produktverantwortungsmodelle für Textilien?
Bis zum 30. März 2022, bevor sich die EU-Kommission an die Erstellung einer nachhaltigen und kreislauffähigen Strategie für Textilien machte, gab es hierzu sowohl in Deutschland als auch in der EU keinerlei einheitliche Grundlage für den Umgang mit Alttextilien. Es bestand Handlungsbedarf. Vor allem, wenn man sich vor Augen führt, dass der Textilverbrauch in Deutschland nach den Zahlen des Umweltbundesamts im Jahr 2018 bei ca. 1,56 Millionen Tonnen lag, wovon 1,0 Millionen Tonnen an Alttextilien in Sammelcontainern angegeben wurden. Eine Menge Potenzial schlummert allerdings in der Rücknahme und im Recycling sowie in der Wiederverwendung. Ferner besteht bei diesem gegenwärtigen Erfassungssystem für Alttextilien in Deutschland die Herausforderung der zukünftig finanziellen Tragbarkeit und der marktsituativen Abhängigkeit.
In diesem Zuge wurden verschiedene Produktverantwortungsmodelle für Textilien entwickelt und auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft. Hierfür wurden zunächst „Alttextilien“ definiert, verschiedene Verordnungen wie die Europäische Textilkennzeichnungsverordnung und Studien aufbereitet sowie (vorgesehene) Regelungen aus anderen Ländern wie Frankreich oder Schweden einbezogen.
Was hat es mit der EPR nach ProTex auf sich?
Mit dem ersten Entschluss einer EU-Textilstrategie platzierte die EU-Kommission 2022 den Vorschlag der Ökodesign-Verordnung. Der Ansatz sieht vor, den Textilverbrauch von recyclingfähigen Materialien und Waren mittels Reparatur und Wiederverwendung oder eben Recycling zu minimieren. Grundlage: Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Textilien innerhalb der Länder. Mit der EU-Abfallrahmenrichtlinie (EU KOM 2018/851) besteht ferner die Verpflichtung, die Abfälle getrennt zu erfassen. Die Getrennterfassungspflicht gilt dabei ab 2025 auch für Alttextilien. Bereits im Oktober 2020 fand die Umsetzung im deutschen Recht Anwendung und ist seither Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger.
Im Juli 2023 markierte der überarbeitete Entwurf der EU-Kommission die nächste Stufe der EPR im Rahmen der Produktverantwortungsmodelle für Textilien. Hier lag der Fokus konkret auf der erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien. Ziel ist es, diese für die Umsetzung der Getrenntsammlungspflicht für Textilien einzusetzen und Hersteller hinsichtlich der Kreislaufwirtschaft in die Verantwortung zu nehmen.
Wen betrifft die erweiterte Herstellerverantwortung ProTex?
Die erweiterte Herstellerverantwortung ProTex richtet sich an alle Hersteller und Unternehmen, die eine Produktverantwortlichkeit für Textilien übernehmen müssen. Im Prinzip fallen darunter alle Produzenten und Akteure, die analog die EPR für Verpackungen, Batterien sowie Elektro- und Elektronikgeräten übernehmen.
Ein damit im Zusammenhang stehender, wichtiger Punkt ist, dass innerhalb der Richtlinien und Produktverantwortungsmodelle für Textilien die Anforderungen der EPR für Textilien definiert sind, die von verpflichteten Herstellern unmittelbar über Vollmachten oder durch eine Systembeteiligung erfüllt werden müssen. Das betrifft die Erfassung, Sortierung, Vorbereitung, Wiederverwendung und das Recycling von Alttextilien.
Welche EPR-Modelle sind laut Abschlussbericht für EPR-Textilien denkbar?
Nachdem alle allgemeinen und spezifischen Punkte berücksichtigt wurden, erarbeiteten Experten des Umweltbundesamts verschiedene Produktverantwortungsmodelle für Textilien, die für Deutschland möglich wären. Darunter das Fondsmodell, das Herstellergetragene Modell, das Systeme im Wettbewerb und das Vertragsmodell.
Der Abschlussbericht für die EPR-Textilien legt nun nahe, dass das „Herstellergetragene Modell“ und alternativ das „Systeme im Wettbewerb“ denkbare Lösungen wären.
Das „Herstellergetragene Modell“
Beim „Herstellergetragenen Modell“ übernehmen Hersteller sowohl die organisatorische als auch die finanzielle Verantwortung, den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Ihren Verpflichtungen können sie dabei entweder durch direkte Rücknahme ihrer Textilprodukte oder durch Teilnahme an einem kollektiven, gemeinnützigen Rücknahmesystem nachkommen. Ein wesentliches Kernelement der Produktverantwortungsmodelle für Textilien ist eine fundierte Verwaltung und Überwachung durch ein zentrales Register, in dem alle beteiligten Akteure – inklusive Hersteller, Sammler, Sortierer und Recycler – registriert sind und die notwendigen Daten sowie Belege einreichen müssen.
Für die direkte Rücknahme durch die Produzenten müssen spezifische Anforderungen an die Sammlung, Aufbereitung für die Wiederverwendung, Recycling und die entsprechende Dokumentation definiert werden. Erfolgt dies über ein kollektives System, übernimmt der Systembetreiber die Einhaltung der erforderlichen Maßnahmen. Möglich wäre bei diesem Produktverantwortungsmodell für Textilien auch eine geteilte Variante.
Das Modell „Systeme im Wettbewerb“
Das Produktverantwortungsmodell für Textilien „Systeme im Wettbewerb“ soll die Gründung mehrerer konkurrierender Rücknahmesysteme ermöglichen, an denen sich Hersteller mit entsprechenden Mengen beteiligen müssen (möglich ist bei einem oder auch mehreren), um ihren gesetzlichen Pflichten nachzukommen. Die direkte Rücknahme durch die Produzenten wird aufgrund des vorhandenen Wettbewerbs zwischen den verschiedenen Systembetreibern nur bedingt eine Option sein. Ausnahmen wären nur nach Genehmigung des zentralen Registers machbar, das ebenso die Konsolidierung und Überwachung der Daten in diesem Produktverantwortungsmodell für Textilien übernimmt.
Analog schafft das Produktverantwortungsmodell für Textilien die Option einer geteilten Verantwortung, bei der die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger (örE) primär für die Sammlung zuständig sind, während die Herstellerverantwortung nach der ersten Sammelphase beginnt. Allerdings bedarf dies einer rechtlich klaren Ausgestaltung von Fragen, inwieweit die örE für Organisation und Finanzierung der Sammlung verantwortlich sind. Eine Lösung wäre die Finanzierung über den Verkauf der gesammelten Textilien. Eine andere, dass sich Systembetreiber mit einem zu leistenden Kostenbeitrag beteiligen.
Darüber hinaus bleibt die Möglichkeit für gewerbliche und gemeinnützige Sammlungen bestehen, die in Abstimmung mit den örE durchgeführt werden müssen.
Zuverlässige Unterstützung bei den Produktverantwortungsmodellen für Textilien
Die Produktverantwortungsmodelle für Textilien zeigen, wie sich die EPR für Textilien in Deutschland umsetzen lässt und sind ein erster Wegweiser, wie eine nachhaltige Textilindustrie aussehen kann. Im Zuge der nächsten Schritte sollten Sie sich als verpflichteter Hersteller rechtzeitig mit den kommenden Richtlinien der EPR ProTex befassen. Das müssen Sie jedoch nicht allein.
Wir von der Deutsche Recycling GmbH unterstützen Sie dabei. Vom Compliance-Check bis zur Implementierung von Maßnahmen zur Einhaltung der EPR für Textilien bieten wir maßgeschneiderte Lösungen. Wir helfen Ihnen bei der Vorbereitung auf die Produktverantwortungsmodelle für Textilien, sei es beim Herstellergetragenen Modell oder Systeme im Wettbewerb, sodass Sie sich auf ihr Kerngeschäft und eine erfolgreiche Zukunft konzentrieren können.