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EPR für Matratzen – Aktuelles und Ziele im Überblick

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EPR für Matratzen – Aktuelles und Ziele im Überblick

In den vergangenen Jahren ist in Deutschland das Bewusstsein für Nachhaltigkeit stetig gestiegen. Das notwendige Umdenken spiegelt sich sowohl in Privathaushalten als auch bei Unternehmen und Betrieben wider. Im letzten Kontext ist die EPR, also die „Erweiterte Herstellerverantwortung“, zu nennen, die bereits viele Bereiche betrifft, in denen Hersteller Verantwortung für die Entsorgung und das Recycling ihrer Produkte übernehmen müssen. Was bisher noch nicht eingeführt wurde: Die EPR für Matratzen. Das soll sich nun ändern.

Für Schnell-Leser

Die erweiterte Herstellerverantwortung, kurz EPR, soll in Deutschland auch für Matratzen eingeführt werden. So fordern es zumindest verschiedene Instanzen wie der Fachverband der Matratzenindustrie und die Umweltorganisation NABU. Ziel ist es, Alt-Matratzen nicht mehr zu verbrennen, sondern umweltgerecht zu recyceln. In Frankreich und den Niederlanden funktioniert das bereits erfolgreich. In einem ersten Positionspapier, das sich an die Umweltpolitik richtet, ist eine zentrale EPR für Matratzen skizziert, das die Rücknahme und Wiederverwertung sicherstellt.

Warum für Matratzen eine EPR einführen?

In Belgien, Frankreich, den Niederlanden und einigen US-Bundesstaaten wie Kalifornien wurde bereits für Matratzen eine umfassende EPR (Extended Producer Responsibility) etabliert. Der Grund ist einfach: Matratzen sind heute oft sehr komplex aufgebaut. Sie bestehen nicht selten aus mehr als sieben unterschiedlichen Schaumstoffarten. Aufgrund dieser Materialvielfalt ist die fachgerechte Trennung am Ende der Lebensdauer sehr aufwendig, umweltbelastend, aber auch teuer.

Bislang wird davon aber nur ein kleiner Bruchteil recycelt. Der weitaus größere Teil der rund sieben Millionen entsorgten Matratzen jährlich wird verbrannt.

Genau hier setzt die EPR für Matratzen an. Sie soll einerseits Hersteller stärker in die Pflicht nehmen und andererseits Hürden abbauen, die das Sammeln und die Wiederverwertung deutlich erleichtern. Auch schafft eine EPR für Matratzen einen klaren Anreiz, um diese schon im Vorfeld wesentlich ressourcenschonend und recyclingfreundlich zu gestalten.

Wie werden Matratzen aktuell entsorgt?

Wie kurz erwähnt, ist die Entsorgung von Matratzen derzeit noch alles andere als umweltverträglich. Um besser zu verstehen, was die Problematik ist, schauen wir uns die Zusammensetzung von Matratzen genauer an.

Matratzen setzen sich im Wesentlichen aus einem Kern und einem textilen Bezug zusammen. Je nach verwendetem Material unterscheidet man verschiedene Typen.

  • Schaumstoffmatratzen: Sie dominieren den Markt in Deutschland. Etwa zwei Drittel aller verkauften Modelle bestehen aus Polyurethan (PUR)-Schaum.
  • Federkernmatratzen: Sie machen rund ein Viertel des Marktes aus und enthalten in Fleece-Taschen eingenähte Stahlfedern, die zusätzlich mit Schaumstoff ummantelt sind, was den Liegekomfort erhöhen soll.

Aktuell endet der Lebenszyklus einer Matratze in Deutschland fast ausschließlich in der Verbrennung. Über 95 Prozent der ausgedienten Matratzen werden energetisch verwertet, wobei Strom und Wärme erzeugt werden. Zwar können metallische Bestandteile teilweise zurückgewonnen werden, doch Kunststoffe und Textilfasern gehen unwiederbringlich verloren.

Warum ist das Recycling unter den aktuellen Bedingungen kaum umsetzbar und die Verbrennung der Standard?

Ein Grund für die fehlende Wiederverwertung liegt in der Art der Entsorgung selbst. Matratzen werden überwiegend über die Sperrmüllabfuhr oder die gewerbliche Abfallsammlung entsorgt. Dabei werden sie gemeinsam mit anderen Abfällen verpresst. Durch die Verunreinigung, die in diesem Zusammenhang entsteht, wird eine stoffliche Verwertung nahezu unmöglich, sodass die energetische Verwertung die einzig praktikable Lösung bleibt.

Genau das soll sich mit der EPR für Matratzen ändern und die Recyclingquote in Deutschland erhöhen, wie es von vielen Seiten gefordert wird.

Wie soll eine EPR für Matratzen aussehen?

Die gute Nachricht ist: Eine umweltgerechte Entsorgung und Wiederverwertung von Matratzen ist möglich. Voraussetzung dafür ist die Schaffung eines regulatorischen Rahmens für die EPR für Matratzen. Wichtig ist hierbei, dass die Liegeauflagen sortenrein und sauber gesammelt werden, um die Recyclingverfahren einleiten zu können:

  • Mechanisches Recyclingverfahren: Hier werden wertvolle Materialien wie Stahl aus Federkernmatratzen und Schaumstoff zurückgewonnen und Textilien wie Schaumstoffflocken durch smarte Prozesse zu neuen Produkten verarbeitet.
  • Chemisches Recyclingverfahren: Die Rohstoffrückgewinnung findet auf molekularer Ebene statt, bei der im Anschluss mit recyceltem PUR-Schaum neue Matratzen hergestellt und vermarktet werden können.

Beispiele für das chemische Recyclingverfahren lassen sich bereits in Frankreich und den Niederlanden finden. In Deutschland beschäftigen sich aktuell Pilotprojekte und Forschungsinitiativen mit alternativen Lösungen. Erste Empfehlungen sprechen sich für eine Kombination aus mechanischen und chemischen Recyclingverfahren aus.

Unabdingbar ist hier also, ein EPR-System für Matratzen zu schaffen, das auf eine getrennte und saubere Sammlung der Matratzen, eine schonende Lagerung, den gezielten Transport und die anschließende Demontage in ihre Einzelbestandteile setzt. Nur so kann sichergestellt werden, dass keine Verunreinigungen den Recyclingprozess behindern.

Entlastung für Unternehmen: Producer Responsibility Organisation

Im Fokus der Finanzierung steht das Konzept der „Producer Responsibility Organisation“ (PRO), bei dem die Verantwortung der Hersteller gebündelt an eine zentrale Stelle übertragen wird. Das Modell ermöglicht neben einer effizienten Kontrolle auch die Entlastung im Hinblick auf die Kosten und schafft zugleich Anreize für Innovationen im Bereich eines zirkulären Produktdesigns. Damit würde ein nachhaltiger Materialkreislauf geschaffen, der sowohl Ressourcen schont als auch die Abfallmenge erheblich reduziert.

Wo steht die aktuelle Entwicklung der EPR für Matratzen?

Der Fachverband der Matratzenindustrie setzt sich aktiv für mehr Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in der Branche ein und hat ein umfassendes Positionspapier zur EPR für Matratzen entworfen. Geplant ist die Gründung einer Betreiberorganisation, um erste konkrete Schritte in Richtung Kreislaufwirtschaft einzuleiten. Das Konzept soll als Vorbild für politische Entscheidungsträger und Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette dienen. Erklärtes Ziel ist es, die Hersteller stärker in die Verantwortung zu nehmen, von der Herstellung über die Rücknahme bis hin zur Zerlegung und Wiederverwertung.

Der Verband hat dazu 15 zentrale Eckpunkte formuliert, die als Grundlage für ein deutsches EPR-System dienen sollen. Für eine effektive Umsetzung fordert der Verband neben gesetzlichen Rahmenbedingungen auch konkrete Verordnungen, die die Sammlung und Verwertung regeln. Eine getrennte Erfassung der Matratzen von der Abholung bis zur Recyclinganlage soll sicherstellen, dass die Materialien sauber und unbeschädigt bleiben. Nur so kann echtes Recycling gelingen und der Materialkreislauf geschlossen werden.

Auch Umweltschutzorganisationen wie der NABU sowie Unternehmen wie IKEA fordern von der Bundesregierung mehr Engagement. Der NABU hat ebenso klare Forderungen formuliert, die sich mit denen des Verbandes decken. Auch hier steht die EPR für Matratzen im Vordergrund.

EPR für Matratzen im Ländervergleich

LandJahrStrukturBetroffene AkteureInfrastrukturRecyclingquote (aktuell)ZieleBesonderheiten
Frankreich2012ollektiv über PROs (ecomaison, Valdelia); Finanzierung über ÖkobeitragHersteller, Händler, Importeure4.794 Sammelstellen landesweit (städtisch, Händler, Sozialbetriebe)98 % (2020, bezogen auf gesammelte Matratzen)90 % Verwertung, 50 % Recyclingrate, 40 % Sammelquote (2023)Fokus auf soziale Akteure, Förderung von FuE, Designberatung
Belgien2021Kollektiv über Valumat oder eigenes genehmigtes System je RegionHersteller, Händler, Importeure (je nach Region)Unterschiedlich je Region (z. B. städtische Recyclingparks, Händler)Ca. 70 % der gesammelten Matratzen (Tendenz steigend)80 % Sammlung, 75 % Recycling bis 2030; Designziele bis 2029Regional differenziert; kein Rücknahmezwang für Händler
Niederlande2022Zentrale Stiftung MRN; Finanzierung über AbfallwirtschaftsbeitragHersteller, Importeure (>200 Matratzen/Jahr)Kommunale Sammelstellen, Händler, Hersteller, Container-SystemRetourMatras: ca. 85 %; Ziel: 75 % Markt-Recycling bis 202875 % Recyclingquote bis 2028; 90 % Marktverwertung bis 2024Chemisches Recycling in Entwicklung, Beitrag variiert nach Recycelbarkeit

Wo liegen bei der EPR für Matratzen die Herausforderungen für Hersteller und Händler?

Matratzen müssen künftig so gestaltet sein, dass sie sortenrein, modular und recyclingfreundlich sind. Das bedeutet eine grundlegende Umstellung der gesamten Entwicklung und Produktion, die mit teils beachtlichen finanziellen Mehrbelastungen einhergehen können. Auch die Kosten für Rücknahme, Recycling und Beiträge an zentrale Rücknahmesysteme schlagen dabei zu Buche.
Die Übernahme der Verantwortung für die gesamte Lebensdauer der Matratzen musste zu einem festen Bestandteil unternehmerischen Handelns werden. Das erfordert mitunter ein Umdenken in der Betriebskultur.
Ein zusätzlicher Aufwand entsteht durch die notwendige Etablierung oder Beteiligung an neuen Rücknahme- und Logistikstrukturen, um eine effiziente Sammlung von Altmatratzen sicherzustellen. Hinzu kommen neue gesetzliche Anforderungen, wie die genannten Dokumentations- und Meldepflichten, die zusätzliche administrative Ressourcen binden.
Zentral organisierte Rücknahmesysteme, wie die Producer Responsibility Organisations (PROs), erleichtern zwar die Umsetzung, schränken jedoch auch die direkte Kontrolle ein, während Hersteller weiterhin rechtlich in der Pflicht bleiben. Dazu kommt, dass unterschiedliche EPR-Regelungen in Europa einen einheitlichen grenzüberschreitenden Vertrieb erheblich erschweren.

Überblick: Herausforderungen für Händler und Hersteller

  • Produktanpassung
  • Kostensteigerung
  • Logistischer Aufwand
  • Rechtliche Anforderungen
  • Wettbewerbsdruck
  • Lebenszyklusverantwortung
  • Abhängigkeit von PROs
  • Internationale Unterschiede
  • Verbrauchererwartungen

Jetzt schon auf die Matratzen-EPR vorbereiten

Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis die EPR für Matratzen kommt. Und wer frühzeitig handelt, ist klar im Vorteil. Mit der richtigen Strategie sorgen Sie dafür, dass Ihre Produkte nachhaltig recycelt werden und die gesetzlichen Anforderungen problemlos erfüllt sind.

Die Deutsche Recycling GmbH unterstützt Sie dabei, sich optimal auf die kommenden Veränderungen vorzubereiten:

  • Gemeinsam entwickeln wir Lösungen für eine umweltfreundliche Rücknahme, saubere Entsorgung und ein effektives Recycling von Alt-Matratzen.
  • Wir kümmern uns um die Einhaltung rechtlicher Vorgaben und nehmen Ihnen die bürokratische Arbeit ab.
  • Zuverlässigkeit, Professionalität und Kompetenz stehen bei uns im Fokus.

Stellen Sie heute noch Ihre Anfrage und lassen Sie sich gerne persönlich beraten.

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